Mein Kind soll glücklich sein!

Das habe ich in letzter Zeit oft gelesen, als gepostetes Bildchen mit hübschem Hintergrund: „Mein Kind muss gar nichts, es soll nur glücklich sein.“ Wenn ich das lese, geht mir einiges durch den Kopf.
In meiner Kindheit sagten die Eltern: „Mein Kind soll es mal besser haben“. Das bedeutete, dass es in Schule, Ausbildung und Beruf bitte erfolgreich sein möge und die Erwartung der Eltern erfüllen sollte. Am besten Abitur und Studium, auf keinen Fall Landwirt oder Handwerker, Hauswirtschafterin oder gar Müllmann. Nichts, bei dem man sich die Hände schmutzig macht. Lehrer, Rechtsanwalt oder wenigstens Bankkaufmann. Gefühl war unwichtig, Leistung war wichtig…

Jetzt: Umgekehrtes Vorzeichen. Genauso großer Druck? Also, Kind, sei gefälligst glücklich! Entspricht das Kind weil trotzig, pubertär oder ängstlich nicht dem Klischee vom Glücklichsein – habe ich als Elternteil dann versagt?
Eine erstaunliche Parallele fällt mir auf: Wir 60er, 70er Kinder – geburtenstarke Jahrgänge – sollten uns aus der Masse abheben durch Exzellenz. Die heutigen Kinder – Scheidungen, Kinderarmut – sollen bitte glücklich sein.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich arbeite sehr gerne daran mit, Kinder glücklicher sein zu lassen. Helfe bei Ängsten und Schulproblemen, bei Alpträumen, ADHS und Bettnässen und vielen anderen Problemen.
Meistens sind die Eltern meiner jungen Klient*innen sehr unter Druck, wenn es ihrem Kind nicht gut geht. Als hätten sie versagt, ihren eigenen Erwartungen nicht entsprochen. Traurig und hilflos sind die Eltern, wenn Kinder unglücklich sind. Die gute Seite daran: Es ist ihnen nicht egal, sie wollen helfen weil sie ihre Kinder lieben. Nur wie?

Liebe Eltern, was ich sagen will, ist dies: Probleme sind normal! Schwierige Phasen sind normal. Trauer, Wut und Ärger sind normal. So normal wie Glück und Fröhlichkeit. Und Eure Kinder haben ein Recht darauf, auch mal schlecht drauf zu sein. Pickel zu haben, in der Pubertät ein wenig Speck um die Hüfte. Sie dürfen sich mit Mitschülern streiten und nachlässig beim Lernen und Zimmer aufräumen sein. Sie dürfen traurig sein. Denn sie wachsen daran ebenso wie an Lob und Glück. Es gehört schlichtweg zum Leben dazu.

 

Was also könnt Ihr tun?

  1. Zuerst mal den Anspruch „Du sollst glücklich sein“, zur Seite legen. Niemand ist immer glücklich. Ich nicht, ihr selbst auch nicht – warum also das Kind?
  2. Erst mal abwarten und Tee anbieten, also gesprächsbereit bleiben. „Möchtest du drüber reden?“ ist die richtige Frage. Wenn ein Nein kommt, nicht traurig sein. „Hast du denn jemanden, mit dem du reden kannst?“ könnte nach mehreren Zurückweisungen passen. Oder: „Ich mache mir Sorgen, brauchst du Hilfe? Kann ich dir helfen oder jemand anders?“ Wenn gar nichts geht: selbst Hilfe suchen. Ebenso, wenn Drogen, falsche Freunde, auffälliges oder plötzlich geändertes Verhalten auftritt. Wenn Niedergeschlagenheit über mehrere Tage anhält. Wenn das Kind unter sich selbst leidet. Wenn es um Hilfe bittet oder sichtlich Hilfe braucht, selbst- oder fremdgefährdende Gedanken äußert. Dann wirklich unverzüglich Hilfe suchen! Auch daraus lernt es: wenn ich aktiv werde, wird es besser.
  3. Zeigt Euren Kindern Eure Liebe und verbringt Zeit mit ihnen. Die konsequenteste, ausgeklügeltste Erziehung darf nicht vergessen, dass Kinder nicht nur erzogen werden müssen. Also: Sucht Euch EIN Gebiet, bei dem Erziehung keine Rolle spielt. Ein gemeinsames Hobby, ein Thema. Renovieren, Sport, Bienenzucht oder Steine sammeln? Egal. Eine Sache. Sie kann Euch über Krisen tragen, wenn sonst nichts miteinander geht.
  4. Fangt bitte JETZT SOFORT an, selbst glücklich zu sein! Dazu gehört: Probleme anpacken statt jammern. Streit (Trennungen!) in Klarheit, fair und ehrlich gestalten. Die kleinen schönen Dinge sehen und wertschätzen. Lachen, auch über euch selbst. Wenn es zu viel wird: Hilfe suchen. Leben statt euch manipulieren zu lassen. Auch mal eigenes Verhalten überdenken und verändern. Denkt daran: Eure Kinder lernen durch Euer Vorbild. Wenn ihr insgesamt glücklich seid, dann haben Eure Kinder beste Chancen.
  5. Lernt von Euren Kindern! Die Kleinen beherrschen die Kunst, zu staunen und zu lachen. Lasst Euch mitreißen! Die stacheligen Pubertiere sagen glasklar, was sie stört. Niemand wird jemals wieder so ehrlich zu euch sein. Seid nicht beleidigt, sondern fragt nach, bedenkt die Kritik und versucht, bessere Menschen zu werden. Auch mal mit einem standhaften: Nein, das werde ich nicht tun!
  6. Lasst euch nicht erpressen! Das geht am Besten, wenn Ihr euch eben NICHT für die Laune Eures Kindes verantwortlich fühlt. Ihr seid verantwortlich für sein Wohlergehen, dazu gehören Vernunft, Klarheit und Grenzen. Weil ihr sie liebt und weil ihr wollt, dass sie Talent zum Glücklichsein entwickeln können.

Ich weiß aus eigener Erfahrung: Ratzfatz sind sie groß. Müssen auf ihre Fragen selbst Antworten finden, ihre eigenen Krisen bestehen, ihren Weg gehen. Eine andere Stadt, ein Ausbildungsthema, von dem ihr nicht die Bohne versteht, Liebe und Liebeskummer… Wenn sie dann aus ihrem Leben erzählen und sogar manchmal noch um Rat fragen, habt ihr vieles richtig gemacht. Und ihr habt euren Kindern beigebracht, erwachsen zu werden. Die beste Chance, um glücklich zu sein!

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Heilpraktikerin für
Psychotherapie

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